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Leitfaden zur Qualitativen Datenanalyse: Die Gruppendiskussionsmethode

Definition der Gruppendiskussion

Die Gruppendiskussionsmethode dient als eine Art Fokusinterview. Hierbei werden mehrere Experten gleichzeitig zu einem Thema befragt. Diese Methode erfüllt mehrere Zwecke: Sie kann zum Testen der Wirksamkeit Ihres Interviewleitfadens verwendet werden oder um Experten mit unterschiedlichen Meinungen zu kontroversen Themen zusammenzubringen.

Einsatz von Gruppendiskussionsinterviews

Gruppendiskussionsinterviews, auch als Gruppenbefragungen bekannt, können als Fokusgruppeninterviews eingesetzt werden. Dies ist besonders wichtig, wenn neue Themen erforscht und das empirische Feld zunächst erkundet werden soll. Fokusgruppen helfen dabei, Ihre Forschungsfragen zu präzisieren und eine frühe Version Ihres Interviewleitfadens zu testen.

Gruppendiskussion: Ein Qualitativer Ansatz für Empirische Forschung

In der empirischen Sozialforschung gibt es typischerweise zwei Ansätze zur Datenerhebung und -analyse: quantitativ und qualitativ. Jeder Ansatz eignet sich für bestimmte Fragestellungen und hat seine Vor- und Nachteile. Vereinfacht gesagt konzentrieren sich qualitative Methoden auf das Verstehen subjektiver Einstellungen mit dem Ziel, die Gründe hinter bestimmten Phänomenen zu erklären. Dies kann induktiv, durch die Untersuchung von Einzelfällen zur Ableitung allgemeiner Regeln, oder deduktiv, durch die Überprüfung bestehender Theorien an Einzelfällen, geschehen.

Quantitative Methoden zielen darauf ab, Häufigkeiten und statistische Zusammenhänge darzustellen und zu verstehen.

Tabelle: Forschungsansätze

Forschungsansatz

Einsatzgebiete in der Forschungspraxis

Vorteile (➕)

Nachteile (➖)

Qualitativ

   

Induktive Forschung: Beziehungen beschreiben

Leitfadeninterviews, Offene Interviews, Gruppendiskussionsmethoden, Beobachtung, Grounded Theory, Gruppenbefragungen

Tiefgehende Beobachtung und Erklärung von Themen, Aufdeckung neuer Aspekte, Klärung von Unklarheiten durch direkte Fragen, Hohe Flexibilität

Aufwändig in Durchführung und Analyse, Hohe Anforderungen an Befragte, Begrenzt auf wenige Fälle

Quantitativ

   

Deduktive Forschung: Beziehungen erklären und messen

Standardisierte Befragungen, Online-Umfragen, Experimente, Gruppenexperimente

Zeit- und Kosteneffizienz, Exakte Messbarkeit der Ergebnisse, Große Stichproben möglich, dadurch hohe Objektivität und Validität

Eingeschränkte Flexibilität, Keine Ursachenforschung

 

Neben der klassischen Aufteilung zwischen qualitativen und quantitativen Methoden gibt es den Mixed-Methods-Ansatz. Diese Methode beinhaltet die Kombination verschiedener Techniken, wie beispielsweise den Beginn mit qualitativen Experteninterviews zur Untersuchung des Feldes, gefolgt von einer umfangreicheren quantitativen Fragebogenstudie für breitere Einblicke.

 

Kontext: Wissenssoziologische Diskursanalyse in den Sozialwissenschaften

In der sozialwissenschaftlichen Forschung dienen Gruppendiskussionen nicht nur der inhaltlichen Erörterung von Themen. Vielmehr liegt der Fokus auch auf der Analyse der Sprechweise, um dahinterliegende Machtstrukturen zu erhellen. Theoretiker wie Foucault, Lamnek oder Atteslander gehen davon aus, dass gesellschaftliche Bedingungen maßgeblich beeinflussen, was als Wissen anerkannt wird. Gruppenmeinungen offenbaren solche Machtgefüge und Mehrheitsansichten. Das Ziel der wissenssoziologischen Diskursanalyse ist es, diese Verhältnisse und Orientierungsmuster sichtbar zu machen.

Anwendungsbereiche der Gruppendiskussion

Die Gruppendiskussion ist eine offene, qualitative Forschungstechnik, die darauf abzielt, die Ansichten der Teilnehmenden zu spezifischen Themen zu erfassen. Sie findet Anwendung in Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Pädagogik und Politikwissenschaft. Die Teilnehmergruppe wird gezielt für die Diskussion ausgewählt. Das Gespräch wird initiiert, um Haltungen und Ansichten zu ergründen.

Das Prinzip einer Gruppendiskussion ähnelt einem offenen Einzelinterview, wobei in der Gruppensituation eine eigene Dynamik unter den Teilnehmenden entstehen kann. Daher ist eine sorgfältige Vorbereitung und Moderation der Diskussion entscheidend.

Forschungsfragen, die sich für Gruppendiskussionen eignen

Forschungsfrage

Beispiel

Einstellungserfassung

Wie effektiv ist eine Männerquote in pädagogischen Berufen?

Themenbezogene Vorstellung

Können Frauen in MINT-Fächern erfolgreich sein?

Nutzungsverhalten

Welche digitalen Medien verwenden Studierende für ihr Studium?

Expertenmeinungen zu neuen Ansätzen

Verbessert das Gesetz zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf die Situation pflegender Angehöriger?

Vor- und Nachteile der Gruppendiskussion

Jede Forschungsmethode hat ihre Stärken und Schwächen. Es ist wichtig zu wissen, wann und wie Gruppendiskussionen eingesetzt werden sollten. Sie sind beispielsweise nicht geeignet, wenn repräsentative Ergebnisse gefordert sind.

Zum Beispiel: In einer Studienarbeit über die Mediennutzung Jugendlicher im Bereich Soziale Arbeit wäre eine Gruppendiskussion passend, wenn die Forschungsfrage ein „Warum?“ beinhaltet, wie: „Warum nutzen Jugendliche bestimmte Medien?“ Für quantitative Daten, wie die Häufigkeit der Mediennutzung, wäre eine Umfrage die bessere Wahl.

 

Richtlinien für eine Erfolgreiche Gruppendiskussion

Gruppendiskussion: Sorgfältige Planung ist Unabdingbar

Die Gruppendiskussionsmethode gleicht in gewisser Weise einem Einzelinterview, jedoch werden die Themen mit mehreren Praxisexperten diskutiert. Ein gut durchdachter Leitfaden ist für alle Interviewformen, die später qualitativ ausgewertet werden sollen, unerlässlich. Er dient dazu, die Diskussion zielgerichtet zu führen.

Die Organisation einer Gruppendiskussion

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Gesprächspartner abschweifen, besonders in einem fokussierten Interview. Experten, die viel zu berichten haben, sind wertvoll, wenn Sie Ihr Forschungsfeld erkunden möchten. Der Leitfaden hilft dabei, das Gespräch auf das Hauptthema zu konzentrieren.

Teilnehmerkreis: 4 bis 6 Fachexperten

Eine Gruppendiskussion sollte aus 4 bis 6 Experten bestehen und zwischen 60 und 90 Minuten dauern. Die Auswahlkriterien für die Teilnahme basieren auf dem Expertenstatus, der jedoch im Forschungskontext nicht einheitlich definiert ist. Die Expertise wird hauptsächlich durch das Forschungsthema bestimmt. Bei einem Thema wie der Internetnutzung Jugendlicher sollten neben Soziologen auch Jugendliche selbst einbezogen werden.

Struktur und Rollen in der Gruppendiskussion

In einer Gruppendiskussion gibt es verschiedene formale und inhaltliche Rollen. Ein Zeitwächter überwacht die Redezeiten, während der Diskussionsleiter die Gesprächsführung übernimmt. Die Teilnehmer liefern unterschiedliche inhaltliche Beiträge. Es können Dynamiken entstehen, die beispielsweise durch die Generationenunterschiede der Teilnehmer beeinflusst werden.

Vorbereitung und Durchführung der Gruppendiskussion

Die Gruppendiskussionsmethode erfordert eine umfassende Vorbereitung. Als Moderator sind Sie für die Zeitüberwachung und die Strukturierung der Diskussion verantwortlich. Es ist wichtig, dass alle Teilnehmer zu Wort kommen.

Eine bewusst zusammengestellte Runde sollte das gesamte Meinungsspektrum abdecken. Es ist ratsam, nicht nur gleichgesinnte Personen einzuladen, sondern auch kritische Stimmen zu berücksichtigen. Die Auswahl sollte so erfolgen, dass Experten für alle Aspekte Ihres Themas vertreten sind.

Bedeutung eines Leitfadens in der Gruppendiskussion

Ein klarer Leitfaden ist unverzichtbar, insbesondere wenn mehrere Experten beteiligt sind. Als Diskussionsleiter müssen Sie gut vorbereitet sein, um die Eigendynamik der Diskussion zu steuern und einen produktiven Verlauf sicherzustellen. Ein gut ausgearbeiteter Leitfaden ist hierfür entscheidend.

Gruppendiskussion: Qualitative Forschungsmethode mit Professioneller Unterstützung

Unterstützung durch Experten bei Qualitativen Methoden

In allen Phasen der Gruppendiskussion können Sie auf die professionelle Hilfe von Ghostwritern zurückgreifen, speziell für qualitative Forschungsmethoden. Bei Unsicherheiten ist es ratsam, frühzeitig im Forschungsprozess Unterstützung zu suchen. Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche qualitative Inhaltsanalyse ist das Material, weshalb Ihr Interviewleitfaden so konzipiert sein sollte, dass er eine anregende Diskussion fördert.

Anwendung der Gruppendiskussion im Qualitativen Forschungsansatz

Die Gruppendiskussion ist ein wichtiger Bestandteil qualitativer Forschungsmethoden. Sie wird genutzt, um ein Thema zu erkunden oder um unterschiedliche Ansichten zu einem Sachverhalt zu sammeln. Die Auswertung erfolgt nach den Standards der qualitativen Inhaltsanalyse.

Diese Methode erfordert eine sorgfältige Planung und Durchführung verschiedener Schritte:

✔ Entwicklung des Interviewleitfadens

✔ Optional: Durchführung eines Probeinterviews zur Überprüfung des Leitfadens

✔ Auswahl von Experten für die Gruppendiskussion

✔ Realisierung der Diskussionsrunde

✔ Transkription der Diskussion

✔ Qualitative Analyse des gesammelten Materials

✔ Zusammenfassung und Deutung der Ergebnisse

Das Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in den bestehenden Forschungskontext einzugliedern, der im Theorieteil Ihrer Arbeit dargelegt wurde. Mit zunehmender Erfahrung werden Ihnen die einzelnen Schritte leichter fallen. Für den Einstieg können Sie sich für jeden Schritt professionelle Hilfe holen. Es ist ebenfalls möglich, die komplette dokumentarische Methode der Gruppendiskussion als Gesamtpaket in Auftrag zu geben.



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